Am gestrigen Abend fand in der Kohlscheider Gesamtschule eine Bürgerversammlung zur Vorstellung und Diskussion des Bebauungsplans II/66 „Kohlscheid Zentrum – Langebenberg“ statt. Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie Mitarbeiter vom zuständigen Planungsbüro stellten den zahlreich anwesenden Bürgern und Bürgerinnen den aktuellen städtebaulichen Entwurf vor und standen in einer angeregten Diskussion Rede und Antwort.
Markttangente als zentrales Kernstück
Zu Beginn der Veranstlatung fasste der Technische Beigeordnete der Stadt Herzogenrath Herr Ragnar Migenda den bisherigen Werdegang des Pojektes zusammen. Bereits seit 2004 wird an einem Masterplan für das Kohlscheider Zentrum rund um den Markt, die Südstrasse sowie den Langenberg gearbeitet und seit 2014 wurden die Planungen wieder intensiviert.
Besonders die Frage ob ein neuer Lebensmittel-Nahversorger besser unmittelbar am Markt oder am Langenberg positioniert wäre sorgte immer wieder für viel Gesprächsstoff. Die Verantwortlichen der Stadt Herzogenrath um Herrn Migenda sehen die Position des Nahversorgers jedoch nicht als das entscheidende Element in der Entwicklung des Kohlscheider Zentrums, viel mehr sei die sogenannte „Markttangente“ das zentrale „Kernstück“ dieser Planung. Und da man einen zeitnahen Baubeginn noch in 2018 anstrebt wurde in der gestrigen Veranstaltung nun der städtebauliche Entwurf für die Umsetzung der neuen Umgehungsstraße vorgestellt und diskutiert.
Der vorgestellte Bebauungsplan betrifft dabei eine insgesamt knapp 10 ha große Fläche, die sich südlich von der Straße „Markt“ bis runter zu „Am Wacholder“ erstreckt und von der „Südstraße“ aus östlich bis hin zur Straße „Am Langenberg“. Die Markttangente wird dieses Gebiet mittig durchlaufen und die Kaiserstraße mit dem Langenberg verbinden, wo im ehemaligen Kaisers Gebäude ein neuer Lebensmittel-Nahversorger entstehen soll für den es bereits einen potentiellen Investor gibt.
Ziel der neuen Umgehungsstraße ist eine verkehrliche Entlastung der Südstraße sowie des Marktes um diese Bereiche für Fussgänger und somit auch für den Einzelhandel wieder attraktiver zu gestalten. Weiterhin wird die Schaffung neuen Wohnraumes sowie neuer Flächen für den Einzelhandel rund um die Markttangente und die Südstraße angestrebt.
Die Politik und die Verwaltung sieht die Markttangente als ersten Schritt für die Entwicklung des gesamten Kohlscheider Zentrums im Rahmen eines umfassenden integrierten Handlungskonzeptes, wozu laut Herrn Migenda selbstverständlich auch der Bereich um den Markt und die Weststraße gehöre. Lange Jahre lag der Fokus auf dem Markt, doch nachdem zahlreiche Gespräche mit potentiellen Investoren für diesen Standort scheiterten entschied man sich mit dem Bereich um den Langenberg zu beginnen, damit es nicht zu einem Stillstand der Entwicklung im Kohlscheider Zentrum kommt. Die Planungen für den Markt würden aber parallel laufen versicherte Herr Migenda.
Erschwerte Planung durch äußere Umstände
Die Umsetzung eines solch großen Projektes brauche Zeit, so benötigt man alleine für die Planung und Erstellung eines solchen Bebauungsplanes bis zu einem Jahr, so Herrn Migenda. Das Gebiet umfasst beispielsweise um die 200 verschiedenen Grundstücke und nicht alle für den Bau der Tangente notwendigen Grundstücke gehören der Stadt. So muss viel Zeit in die Verhandlung mit aktuellen Grundstückseigentümern investiert werden, das die finanziellen Mittel der Stadt, die sich aktuell im Nothaushalt befindet, begrenzt sind, erschwert die Verhandlungen dabei zusätzlich.
Die Herausforderung der Stadtplaner war weiterhin, den bisherigen Charakter des Kohlscheider Zentrums zu erhalten. Aktuell findet man entlang der Südstraße sowie am Markt und um den Langenberg verschiedenste architektonische Bauweisen. Der aktuelle Bestand umfasst sowohl privat genutzten Wohnraum sowie zahlreiche Flächen für Einzelhandel. Die um die Tangente neu entstehenden Wohnungsbauten sollen sich diesem Bild anpassen, geplant sind hier ebenfalls hauptsächlich zwei bis dreistöckige Mehrfamilienhäuser, aber auch freistehende Häuser oder Stadtvillen sind angedacht.
Auch die Topographie erschwerte und verzögerte die Planungen erheblich. So wird die Markttangente beispielsweise leicht geschlängelt durch das Gebiet verlaufen müssen, was den darunter liegenden Bergbauschächten, Überbleibsel aus den früheren Zeiten, geschuldet ist. Weiterhin werden die sorgen Höhenunterschiede sowie Baumbestände
Viel Kritik, Lob und Vorschläge aus der Bürgerschaft
Im Rahmen der offenen Dikussionsrunde gab es dann viel Kritik und kritische Nachfragen aber auch sehr viel Lob und konstruktive Vorschläge bezüglich des vorgestellten Entwurfs. So wurde zum Beispiel von einem Bürger gefordert für das Projekt endlich einen konkreten Zeitplan vorzulegen, was laut Herrn Migenda jedoch nicht seriös wäre, da einfach zu viele äußere Faktoren die Planung und Umsetzung beeinflussen. Es sei aber „ein kontinuierlicher Prozess in dem man mittendrin ist“. Da man inzwischen weitestgehend alle Grundstücke für den Bau der Tangente erworben habe, war Herr Migenda zuversichtlich, „dass die Bagger bereits in 2018 rollen werden“.
Insgesamt gehen den Bürgern und Bürgerinnen die bisherigen Informationen nicht weit genug ins Detail. So wurden Fragen zu notwendigen Veränderungen an der Kaiserstraße und der Roermonderstraße, die als Verlängerung der Markttangente ein erhöhtes Verkehrsaufkommen abdecken müssen, gestellt und auch Themen wie Lärm- und Sichtschutz, Schadstoffbelastung, die Parkplatzsituation sowie evtl. notwendige Durchfahrtsbeschränkungen beschäftigen zahlreiche Bürger und Bürgerinnen. Die answesenden Vertreter der Stadtverwaltung sicherten zeitnahe Begehungs- und Informationstermine vor Ort mit den konkret betroffenen Anwohnern zu, die optimalerweise noch vor den diesjährigen Sommerferien stattfinden sollen. Im Anschluss soll in weiteren Bürgerversammlungen dann die weitere Öffentlichkeit informiert werden.
Standort des Nahversorgers erneut großes Streitthema
Das Standortthema für den Nahversorger war am gestrigen Abend erneut ein viel diskutiertes Thema. So sprachen anwesende Bürger davon, dass der Markt erneut „ausblute“, wenn ein Nahversorger am Langenberg positioniert würde. Angemerkt wurde auch, dass es bereits genügend Lebensmittelmärkte in Kohlscheid gibt, die mit dem Auto angefahren werden können und das ein Nahversorger im Zentrum am Markt mehr Sinn mache, da hier auch fussläufig leichter eingekauft werden könne.
Herr Migenda erklärte erneut, dass man über lange Zeit versucht habe den Schwerpunkt am Markt zu setzen, doch sowohl „lokale Player“ als auch die Stadtverwaltung selber haben es nicht geschafft eine Einigkeit mit Investoren für diesen Standort zu erzielen. Und da für den Langenberg ein Investor bereitstehe, wird nun diese Variante forciert, da „dieser Plan eine Riesenchance biete“. Herr Migenda bestätigte aber auch erneut, dass die Politik ganz klar den Auftrag gegeben habe den Langenberg nur in Kombination mit dem Markt zu entwicklen und die Verwaltung dies auch so umsetze. In einer Wortmeldung bestätigte Herr Christian Thies, Inhaber vom TV-Geschäft Schiffer am Kohlscheider Markt und 1. Vorsitzender des Kohlscheider Werberings, dass die Politik um Bürgermeister Herr von den Driesch sowie Politiker aller Parteien in zahlreichen Gesprächen dieses „Ehrenwort“ gegeben habe und man sich darauf verlasse, dass kein Wortbruch begangen werde.
Es gab aber auch zahlreiche positive Stimmen und viel Zuspruch für die geplante Marktangente und die Position des Nahversorgers am Langenberg und so zitierte Herr Migenda abschliessend die Worte einer anwesenden Bürgerin, dass der vorgestellte Plan und die Umsetzung der Markttangente als „Intitialzündung“ für die gesamte Entwicklung des Kohlscheider Zentrums zu sehen ist und man sich in der Politik und der Verwaltung sicher sei, dass dies der richtige erste Schritt ist, das Kohlscheider Zentrum wieder attraktiver und lebhafter zu gestalten.