Frank Ochmann, Deutschlands erster Insektenkoch bekannt aus TV-Formaten wie dem Dschungelcamp und Galileo, wird beim Street-Food-Festival auf dem Kohlscheider Stadtfest (Stadtfest Plan) am 03. und 04. September mit einem eigenen Stand vertreten sein und Leckereien aus dem Reich der Insekten zur Verkostung anbieten. Damit nicht gleich Panik ausbricht, sobald der Mann die erste Heuschrecke am kommenden Wochenende in den Wok wirft, haben wir ein kleines Interview mit dem Berliner Koch geführt und uns erklären lassen, warum der Verzehr von lecker zubereiteten Mehlwürmern und Schwarzkäferlarven alles andere als eklig ist.
Kohlscheid.de: Wie bist Du auf die Idee gekommen Insektenkoch zu werden?
Frank Ochmann: Auf Hawaii habe ich zum ersten Mal einen Tausendfüßler probiert, was sozusagen alles ins Rollen gebracht hat. Zurück im Berliner Club-Restaurant, in dem ich früher als Koch tätig war, hieß es dann irgendwann: „mach mal was Neues!“ Da kam mir die Idee mit der Insekten-Küche. Nach vielem Herumprobieren- und experimentieren habe ich dann schließlich eigene Kreationen entwickelt, die gut ankamen und dann auch in die Speisekarte Einzug gehalten haben. Seither bin ich mit meinen Insekten-Gerichten im ganzen Land unterwegs und versuche die Leute dafür zu begeistern.
Kohlscheid.de: Menschen in unseren Breiten haben für gewöhnlich Hemmungen Insekten zu essen und reagieren nicht selten mit einem Würgereiz, wenn es darum geht Würmer oder Heuschrecken zu verspeisen. Wie machst Du deine Insekten dem westlichen Gaumen schmackhaft?
Frank Ochmann: Ich habe keinen besonderen Plan meine Gerichte an die westlichen Essgewohnheiten anzupassen. Allerdings ist es schon so, dass viele Zubereitungsarten, die beispielsweise in Asien vollkommen normal sind, in hiesigen Gefilden auf Ablehnung stoßen würden. Daher brate ich meine Insekten in heißem Öl, sodass sie schön „crunchy“ sind und so mehr an den Verzehr von Chips erinnern. Für die Zubereitung verwende ich ausschließlich Knoblauch, diverse Kräuter, Salz, Pfeffer und Chili. Im Gegensatz zum Hamburger weiß man auch zumindest was drin ist in der Insekten-Küche. Letztendlich ist die Ekelreaktion beim Anblick von Insekten aber auch anerzogen bzw. antrainiert. So erlebe ich, dass Kinder viel entspannter mit dem Thema Insektenessen umgehen und viel eher dazu bereit sind ein Insekt zu probieren. Reine Kopfsache also.
Kohlscheid.de: Welches Gericht würdest Du einem „Einsteiger“ in die Insekten-Küche empfehlen?
Frank Ochmann: Es gibt vier Kategorien von Insekten, die ich für meine Gerichte verwende: Mehlwürmer, Schwarzkäferlarven sowie die afrikanische Wüstenheuschrecke und die Mittelmeergrille. Ein klassisches „Einsteigermodell“ ist die Heuschrecke, da sie relativ neutral schmeckt und im Gegensatz zur Schwarzkäferlarve zum Beispiel wenig Eigengeschmack hat. Zubereitet wird dann nur Kopf und Torso der Heuschrecke. Flügel und Beine nehme ich vorher ab, die eignen sich nicht für den Verzehr.
Kohlscheid.de: Gibt es ein Insekt, dass Du auf gar keinen Fall zu einer Mahlzeit verarbeiten würdest?
Frank Ochmann: Es gibt in Deutschland natürlich bestimmte Auflagen in Bezug auf Arten- und Tierschutz, was die Auswahl gewissermaßen einschränkt. Neben den Insekten, die ich sonst für meine Gerichte verwende, hatte ich auch schon Spinnen und Skorpione auf dem Teller. Einige Insektenarten sind allerdings auch nicht besonders für den Verzehr geeignet. Manche Schaben verfügen zum Beispiel über ein Sekret, das vorher entfernt werden muss und das Tier deshalb einer besonderen Bearbeitung bedarf.
Kohlscheid.de: Was macht Deiner Meinung nach die Insekten-Küche auch für Menschen in unseren Breiten wertvoll?
Frank Ochmann: Das Thema Nachhaltigkeit spielt hier eine wichtige Rolle. So werden beispielsweise für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch unglaubliche 15.000 Liter Wasser verbraucht. Die Insektenzucht ist da wesentlich ressourcenschonender und umweltverträglicher. Zudem sind Insekten reich an Eiweiß und liefern wichtige Mineralien und ungesättigte Fettsäuren. Damit das auch erkannt wird, ist es allerdings notwendig, dass man sich mit dem Produkt auseinandersetzt. Deshalb belasse ich die Insekten größtenteils in ihrem ursprünglichen Zustand und verarbeite sie nicht weiter wie es bei Chicken Nuggets oder Burger-Fleisch gemacht wird. Nur so erreicht man das sich die Leute mit dem Lebensmittel beschäftigen und erkennen, dass es sich dabei um ein sauberes und unbehandeltes Nahrungsmittel handelt, bei dem jeder genau weiß was drin steckt.
Kohlscheid.de: Hast Du ein Lieblings-Insekten-Gericht oder bevorzugtes Insekt, dass sie gerne essen?
Frank Ochmann: Empfehlen kann ich die Mittelmeergrille zubereitet mit Öl, Kräutern, Knoblauch und Chili. Geschmacklich erinnert das Ganze ein bisschen an Krustenbraten. Lecker ist auch die Schwarzkäferlarve mit Ingwer und Chili. Diese ist kräftiger im Geschmack und hat im Nachgang einen käsigen Charakter. Mehlwürmer zubereitet mit Limette und Mehrsalz sind ebenfalls sehr schmackhaft.
Kohlscheid.de: Glaubst Du mit deiner Arbeit die Insekten-Küche auch ein Stück weit in den Mainstream tragen zu können oder bleibt es für die meisten bei einer einmaligen Sache?
Frank Ochmann: In Holland und Frankreich ist das Insektenessen mehr oder weniger etabliert, hierzulande wird es hingegen noch als reines „Eventfood“ betrachtet. Ich bin seit mittlerweile 13 Jahren mit meinen Insekten-Gerichten unterwegs, dabei nimmt das öffentliche Interesse an dem Thema wie eine Welle ab und wieder zu. Die Ausschläge nach oben erlebe ich seit einiger Zeit jedoch immer stärker. Bis es dazu kommt, dass die Insekten-Küche auch in den Mainstream Einzug hält, müsste allerdings noch einiges passieren. Vor allem finanzielle Mittel spielen hier eine entscheidende Rolle. Wenn die Industrie mit einsteigt könnte es in Zukunft als alternatives Nahrungsmittel eine größere Akzeptanz in der breiten Masse erfahren. Ich selbst sehe mich nur als Vorreiter des Ganzen und versuche den Leuten das Thema über diverse Veranstaltungen und Streetfood-Festivals näher zu bringen und Vorbehalte abzubauen.
Kohlscheid.de: Wie willst Du deine Kost den Besuchern des Kohlscheider Stadtfestes näherbringen?
Frank Ochmann: Mit dem vergünstigten „Krabbel-Allerlei“-Mix für 7 Euro kann jeder in die Welt der Insekten-Küche einsteigen. Aus Mehlwürmern, Heuschrecken, Schwarzkäferlarven und Mittelmeergrillen kann sich dann jeder seine persönlichen Favoriten aussuchen. Abgesehen davon ist mir die Kommunikation mit Besuchern und Interessierten besonders wichtig. Für alle die mehr über das Thema erfahren möchten, habe ich natürlich auch reichlich Informationen parat.
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